Die Votivsäule

   „Jeder Vater der Familie und die Mutter sollen sich dafür sorgen,  erstens und am wichtigsten die Kinder und die Dienerschaft zur Gottesfurcht, zum eifrigen Gebet und zur fleißigen Teilnahme an den Messen und zum Hersagen an den bestimmten Tagen der Litanei, die vor der Seuche schützen soll, bewegen. Mit gutem Beispiel vorangehen, sich der Lästerung und Sündhaftigkeit enthalten(…)”

Anordnung des Stadtrates in Kłodzko (Glatz), herausgegeben im Zusammenhang
mit der Verbreitung der Seuche (Pest) im Jahre 1680.

 

   Zu den Seucheopfern gehören: der damalige Pfarrer Johannes Georg Albert Kuhenhardt (1676-1680) wie auch seine ganze aus zehn Personen bestehende „Hausgemeinschaft”. Nicht ausgeschlossen, dass die „verpestete Luft” zum Dorf der Pfarrer brachte (als Jesuit war er oft in Kłodzko (Glatz), wo die Seuche 1479 Personen tötete und wo sich der Hauptsitz des Ordens befand) oder einer von seiner Hausangehörigen (was wahrscheinlicher scheint). Für diese vorsichtige Hypothese spricht der „Opferkreis”, der sich ausschließlich auf die Pfarrebewohner beschränkt. Der Pfarrer Kuhenhardt verließ seine Gemeinschaft nicht und betreute seine Kranken bis zum Ende (auf dieselbe Weise benahm sich der Pfarrer Miller in der Nachbarpfarre, Szalejów Górny, der auch an Pest am 21. Juli 1680 starb).

   Am Weg, der zur örtlichen Nekropole führt, steht ein stummer Zeuge der Tragödie, die sich über 300 Jahren vorher ereignete.

  Das Denkmal wurde aus dem Sandstein hergestellt und ist ca. 500 cm hoch. Auf der breiteren Platte  ist ein Sockel mit vier Wänden angebracht, auf dem sich eine toskanische Säule stützt, die mit der Quadrattverzierung mit vier Wänden in Form der Kapelle, deren Seiten in der Arkadenform gebaut sind, abgeschlossen ist. Über sie befindet sich eine Steinkugel mit dem Kreuz. An den Nebenseiten der Verzierung haben sich bis zu unseren Zeiten Reliefdarstellungen erhalten: die Schmerzensmutter (seitens des Friedhofs, Aufschrift S. Maria; es wurde hier getreu die sich im Hauptaltar der Kirche befindende Figur wiederspiegelt); der Heilige Sebastian (hinten, Aufschrift verwischt; Beschützer der an Ansteckungskrankheiten leidenden Kranken) und der Heilige Rochus (hinten; Uraufschrift S. ROCHO verwischt; Beschützer vor der Seuche). Vorderrelief erhielt sich nicht bis zu unseren Zeiten. Die Nische war ursprünglich mit einem Bildnis aus dem anderen Material ausgefüllt (im Gegensatz zu den Übrigen, die im Stein gemeißelt wurden). Die auf der Vorderfassade festgestellte Aufschrift (teilweise verwischt): „AD HONOREM, GLORIAM ET LAUDEM SSI TRYNITATIS ET VENERATIONEM B.V. MARIE ET TOTUS CURIAE COELESTIS HANC… ANNO MDCLXXXII” (Zu Ruhme und Ehre der Heiligen Dreifaltigkeit und zu Anbetung der Gebenedeiten Jungfrau Maria und der ganzen Kirche gehaut wurde … im Jahre 1682) suggeriert, dass das fefhlende Bild wahrscheinlich Anschauung der Heiligen Dreifaltigkeit war. An den Wänden des Sockels kan man Reliefe bemerken, die die Heilige Rosalie aus Palermo (rechts, Aufschrift: S. ROSALIA; die vor der Seuche schützende Heilige), den Heiligen Franz Xaver (hinten, Aufschrift: S. FRANCISCI XAWERIO; der Beschützer des guten Todes, herbeigerufen in Gefahr der Seuche) und den Heiligen Karl Boromäus (links, Aufschrift: S. CAROLO BOROMAEO, der Beschützer vor der Seuche) darstellen. Das Objekt, in seiner Voraussetzung und Wahl der Beschützer, bildet eine bescheidenere und vereinfachte Nachahmung der Glatzer Votivsäule aus dem Jahr 1680 (neben dem Rathaus), obwohl es  sich auf die örtliche Tradition (Darstellung der Schmerzensmutter) beruft.

   Wann kam es zur Verlegung der Säule an die neue Stelle? Ein Hinweis kann hier eine Mosaikanschauung der Kirche sein, die sich in der Kapelle auf dem Hügel befindet (vielleicht auf Grund des vorherigen Bildes). Das Kirchengebäude unterscheidet sich deutlich vom Glockenturm (ähnlich wie auf der Litographie). Der Umbau der Kirche war ein Werk von einem der aufeinanderfolgenden Pfarrer – Karl Röger (1792-1807). Die Votivsäule wurde  sicher Anfang des XIX. Jahrhunderts übertragen.

   2013 wurde, dank der Bemühung des Pfarrers Henryk Dereń, die Basis der Säule befestigt und mit den Platten aus Sandstein belegt.

übersetzung: A. Śledź