Der Niederhof

   „Im Garten des Grafen, der zum Grundbesitzer Mϋller gehört, ist die Quelle von saurem Mineralwasser, sehr Mineralwasser in Kudowa ähnlich, nur schwächer. Die Quelle ist nicht zugänglich. Ihre Wasserleitungen wurden in einer Wiese in ein gemauertes Becken durchgefϋhrt, das wurde mit einem kleinen Haus bedeckt und hier kann man das Wasser kostenlos schöpfen“.  

 

   Wenn wir in Wielislaw von  Kłodzko kommen, fahren wir rechts am einst prächtigen Park vorbei, gleich hinter der Kapelle ist das Mausoleum von Priester Jan Ziębicki, und weiter gibt es Gutsgebäude die in den historischen Quellen als „niederer Gutshof“ bezeichnet werden.

   Die Geschichte dieses Ortes geht bis zum 1345 Jahr zurϋck, in dieser Zeit wird der erste Besitzer des Landsitzes Andreas von Wielislaw in den Dokumenten angezeigt. Er war damals einer der reichsten  Klodzkoer Bϋrger (außer dem Gutshof in Wielislaw besitzte er Gϋter in Scinawka Dolna, Ratno, Trzebieszowice und Krosnowice). Im Jahre 1351 hinterließ Andreas seiner Frau Anna die Hälfte des Herrenhauses, das nach dem Annas Tod ihren Kindern zufallen sollte. Der Vermögenswert betrug damals 21 Bodenruten.

   Der Gutshof blieb im Besitz seiner Familie bis zum Anfang des fϋnfzehnten Jahrhunderts. Im Dezember 1428 gab es eine blutige Schlacht in der Nähe. Schlesiche Ritter, die von Priester Jan Ziębicki angefϋhrt wurden, kämpften gegen Hussiten. Hussiten grϋndeten in diesem Ort ihr Lager.

   Das von Hussiten verbrannte Herrenhaus wurde von neuem Besitzer Mikołaj wiederaufgebaut. Mikołaj war der Sohn von Mikołaj aus Piszkowice. Mikołaj verkaufte es Jan Richter aus Scinawica, im Jahre 1439.

   Die nächsten Gutsbesitzer waren Mikołaj Heynke und Jan Deihart.  Im Jahre 1482 verkauften  sie Herrn Zbinco Buchowicz aus Buchowa ( Klodzkoer Hofmarschall und Eigentϋmer von Radkow) die zu ihnen gehörenden Lehnsgϋter und den Gutshof im „Niederdorf“ Wielislaw. Die Lehngϋter  bestanden aus 2 Feldern und 2 Ruten. In dieser Zeit wurde das ganze Landgut in 12 Teilen angeteilt: „mit allen Vorwerksgebäuden, mit dem Obstgarten, Feldern, Wiesen,  Erträgen an Wiesen, mit Gärten, Gärtnern, mit verlassenen Häusern, Bauernhöfen, mit Unkraut, Wald, Weiden fϋr Schafe im ganzen Gut und im Dorf Wielislaw, mit Steinbruch, Mieten, Teichen, mit Nutzungsrecht auf den Teich, freien Wegen, Fusswegen, mit Herrschaft (Gesetze), mit Freiheiten, Nutzen, Gemϋse und Obst und Ernten.  Beide Teile wurden in zu einem Landgut zusammengelegt und seitdem bildeten sie das erbliche Lehn von Klodzkoer Schloss".

   Am Anfang des 16. Jahrhunderts war das Herrenhaus in den Händen des Herrschers der Klodzkoer Graschaft, des Grafen Ulrich von Harduk.  Mit erheblich verfϋgbarem Einkommen wurde er wegen seiner zahlreichen Stiftungen im Klodzkoer Bergland bekannt. Seine Frau Zdena war die Tochter des Fϋrsten Heinrichs des Äteren in Ząbkowice am Fluss Bystrzyca.  Er grϋndete fϋr sie, unter dem Gutshof, einen schönen Park mit Lauben, Alleen, Wasserfällen und einzigartigem Bestand (seitdem wurde er Grafenbestand gennant).

   Das Mineralwasser wurde an dem Park aus einer nahen Quelle zugeleitet. Der Park besetzte eine Fläche von 1,5 Hektaren am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.

  Der Graf verkaufte das Landgut (1525) Georg Adler (Klodzkoer Bϋrger) nach dem Tod kinderloser Zdena (1522). Danach kaufte es der andere Bϋrger Paul Kresel, der die Witwe von Georg verheiratete Georg hinterließ einen Sohn , Matthias, der im Jahre 1589 den Hof verkaufte, „einschließlich der verlassenen Gehöften, der genauen Informationen ϋber Mietzahlung und Inventar“.

   Er verkaufte ihn seinem Cousin Krzysztof Peschke aus Gorzanów fϋr 3400 kop (kopa= Mϋnzeneinnheit, die im Mittelalter gebraucht wurde).

   Am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts kam der Besitzer in Konflikt mit Jesuiten.  Der Streitgegenstand betraff offiziel (posesorem ultimum in Nederhof)  die Ausnutzung „der Gärten, des Teiches, der Jagd, der Weiden“ und die Entschädigung in der Höhe von 100 Kop, die nicht bezahlt wurde.  Es kam zu einem Vergleich zwischen den  Seiten am 24. Januar 1615.

   Die Grundlage des Konflikts hatte eine weitere, tiefere Dimension. Aus der verlorenen Notiz, die sich in den  Wielislawer Kirchenarchiven befinden sollte ergibt sich dass: „im Jahre 1620, während der Rebellion Krzysztof Peschke, Augsburgische Konfenssion der Inhaber des niederen Gutshofs beging verschiedene Űbeltaten und Spott an der katholischen Religion, die der katholischen  Behörde und anderen Laien und Geistlichen Schaden zufϋgte.  Aus diesem Grund wurde sein Vermögen vom kaiserlichen Amt nach der Niederschlagung der Rebellion beschlagnahmt.  Aber er sollte durch das Schwert umkommen (verloren werden), auf den Antrag seiner Behörde (Jesuiten) wurde ihm das Leben jedoch geschenkt, er verlor Hab und Gut und wurde fϋr immer aus der Grafschaft verbannt“.

   Im Jahre 1626 kauften Jesuiten die beschlagnahmten Gϋter von der königlichen Zollkammer ab und auf diese Weise gelingen sie in den Besitz des ganzen Dorfes (frϋher im Jahre 1603 lösten sie das Richteramt ein, und im Jahre 1613 den Gutshof in Ober Altwilmsdorf).

   Vier Jahre später erhoben die Ordensbrϋder den Zehnt in der Höhe von 8 Scheffeln und 2 Viertel des Getreides. Im Jahre 1690 zerstörten sie  den baufälligen Hof und bauten ihn massiver.

   Die Jesuiten waren die  Eigentϋmer der Gϋter bis zur Liquidation des Ordens im Jahre 1776.

  Nach der Säkularisierung der religiösen Gϋter war der Gutshof im Besitz des königlichen Institutes fϋr Schulen das von Friedrich des Zweiten gegrϋndet wurde und wurde in Pacht gegeben.

   Bald aber wurde zum  Verkauf angeboten und versteigert (1787). Die Gϋter in Szalejów Dolny und Altwilmsdorf, die insgesamt 8 Dörfer und drei Gutshöfen  besitzten, wurden schätzungsweise 86.000 Taler betragen. Nach der Bewertung sollten sie jährlich 2150 Taler bringen, aufgrund von Mieten.

   Das Höchstangebot, 48000 Taler machte Friedrich Wilhelm Graf von Reden,  der Mitglied des könglichen Geheimen Finanzrates, Friedrich war auch Mundschenk.

   Ein Jahr später (1788) verkaufte der Graf diese Gϋter seiner Schwester  Wilhelmina von Mϋnchausen. In ihrem Besitz blieben sie bis zum Jahr 1819, dann verkaufte sie  die Gϋter einem unbestimmtem Konsortium weiter.

   Joseph Mϋller, der Gϋterverwalter in Tannenberg kaufte den Gutshof vom Konsortium im selben Jahre ab, das kostete 19200 Taler. In Dolny Wielislaw, der zu jener Zeit ihm gehörte, befanden sich damals 22 Häuser, die von 96 Personen-Katholikern bewohnt wurden (1830).

   Das Gut erbte sein Sohn Heinrich, nach dem Tod des Vaters (Heinrich gest. in Stara Bystrzyca im Jahre 1875). Das Vermögen bestand damals aus 27 Häusern, in denen 122 Personen der katholischen Konfession wohnten (das Jahr 1845). Um das Jahr 1838 renovierte Heinrich grϋndlich den  Gutshof und seine Gebäude.   / podpis pod zdjęciem/

   Inskription: "H. Mϋller 1838", die sich bis zum heutigen Tag ϋber dem Eingang in den damaligen Hof befindet.

   Nach dem Tod Heinrichs erbte das Vermögen sein Brud Carl Mϋller. Im Jahre 1870 gehörte zum Gutshof  417 Morgen des Ackerlandes, und im  Jahre 1885 umfasste das Vermögen 106 Hektare des Bodens (insgesamt: 89 Hektare von Feldern, 11 Hektare der Wiese und 3 Hektare Wälder zum Roden).  Der Gutshof bestand  damals aus dem Herrenhaus und 3 Gebäuden, 20 Personen nahmen ihren Wohnsitz.

   Karl wurde wegen seiner karitativen Tätigkeit bekannt, u.a. er grϋndete ein Stift fϋr arme Schϋler des Gymnasiums in Kłodzko, in der Höhe von 50 Mark.

   Der  Gutshof in Nieder Altwilmsdorf befand sich in den Händen der Mϋllers Familie bis zu zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.  Sein letzter Besitzer in der  Vorkriegszeit, vor dem Jahre 1945 war Joachim Friedrich.

 

Foto 1

Vorwerk in Nieder Altwilmsdorf

Foto 2

Wappen der Familie von Hardeck

Foto 3

Wapppen der Familie Buchowec aus Buchowa

Foto 4

Friedrich Wilhelm Graf von Reden

Foto 5

Inskription auf dem Niedervorwerk

 

ϋbersetzung: I. Fediów